Alpen Bericht 1999

Am Freitag, 11.Juni treffen wir uns in Langwedel (A27) und fahren gemeinsam nach Hannover HBF zur Verladung auf den Autoreisezug nach Lörrach.

Samstagmorgen in Lörrach gib’s dann erstmal, nachdem wir die Mopeds vom Zug geladen hatten, ein deftiges gemeinsames Frühstück.Nach dem Grenzübergang Rheinfelden in die Schweiz fahren wir dann über kleine Landstrassen zwischen Zürichsee und Zugersee über Einsiedeln zum Klausenpass (für einige der erste richtige Pass) Richtung Andermatt. Jetzt müssen wir noch den Oberalppass überwinden und nach 30 km kommt der Abzweig nach Brigels. Im Hotel Alpina erwartet uns schon unser Wirt und der erste gemütliche Abend.

Sonntag Aufbruch zur ersten Tour: Nochmals über den Oberalppass nach Andermatt und weiter hoch zum Furka. Leider ist der Susten noch gesperrt, das erweist sich später aber als Glücksfall, da der Grimsel auch durch Schneeverwehung nicht passierbar ist. So schauen wir uns den Rhonegletscher (das was noch da ist) an und beschließen, wenigstes bis zur Grimselpasshöhe zu fahren und natürlich auch wieder runter! Weiter geht’s über den 2561m hohen Nufenen ins warme Airolo. Die St. Gotthardt-Tremola lassen wir aus, fahren nach Biasca und von dort über den wildromantischen Lukmanier wieder zu unserem Ausgangspunkt Brigels zurück.

AnkerMontag Ein Stück dem Vorderrhein folgend, fahren wir durch bizarre Schluchten, an dem Zusammenschluss von Vorder- und Hinterrhein vorbei, zu der bekannten Via Mala. Ein paar Kilometer weiter gibt es dann noch die Roflaschlucht zu besichtigen, natürlich auch wieder mit Kaffee und Kuchen. Weiter geht es zum Splüggen nach Italien und über den Maloja wieder in die Schweiz zurück. Jetzt müssen nur noch bei St. Moritz den Julierpass überwinden und sind wieder im Hotel.Abends wird dann bei „Straußenfilet auf dem Heißen Stein“ und einigen kleinen „Grappen“ der Abschied gefeiert.

Dienstag Heute müssen wir mit Gepäck zu unserem nächsten Standort in Südtirol aufbrechen. Wieder geht es Richtung Thusis, mit ’nem kleinen Boxenstopp für unsere allseits geliebte BMW in Illanz, diesmal über den Albulapass nach Zernez. Der Ofenpass folgt und in St.Maria machen wir unsere Rast, um uns für die  nachfolgenden noch anstrengenden Pässe zu stärken. Der Umbrail steht auf dem Programm mit einem Abstecher auf das Stilfserjoch. Nachdem wir uns dort an dem Tourismus satt gesehen haben machen wir uns auf den Weg nach Bormio, zum Gaviapass. Kurz vor der Auffahrt fällt leider eine Honda aus der Konstrukteur-WM durch einen gerissenen Kupplungszug aus. Das wurde in einer 1/2 Stunde erledigt. Oben auf der Passhöhe habe ich dann noch vor lauter Begeisterung meinen Helm demoliert, so dass ich jetzt ohne Visier weiter muss.

Kurz darauf fängt es an zu regnen, nein, es schüttet!  An ein zügiges Weiterkommen ist nicht mehr zu denken. Dank Handy können wir aber in Obereggen unsere Verspätung durchgeben. Im Regen passieren wir den Passo Tonale und den Mendelpass und kommen schon ganz genervt in Bozen an. Der Regen hört erst kurz vor dem Eggental auf. Die  nassen  Klamotten  kommen in  den  Ski-Trockenraum  und wir  in die  warme   Gaststube.

Ein 3-Gänge Menü, ein kleines Bier und schon ist der Stress der Anfahrt vergessen. Nachdem wir bis jetzt schon 1300 km gefahren sind, lassen wir es am Mittwoch etwas kürzer ausfallen (obwohl wir nicht zum Spaß hier  sind!). Zuerst fahren Hans-Jürgen, Lars und ich nach Bozen, um einen Kupplungszug, eine Tachowelle und eine  Visierhalterung zu besorgen. Die Tachowelle ist nicht zu kriegen. Zurück nach Obereggen und dann wieder  gemeinsam: Lavazejoch, Predazzo und Passo Rolle sind die nächsten Stationen. Weiter über den Passo Gobera, der Route des Giro ‚Italia folgend zum Passo Brocon. Hier in Trento ist schon richtig Italien und entsprechend warm. Jetzt nur noch den Manghenpass nach Cavalese und das Lavazejoch überqueren und wir sind wieder in  Obereggen.

Donnerstag, Schon der vorletzte Tag! Wir nehmen einen Teil der großen Dolomiten-straße unter die Räder. Über den Karerpass, mit dem obligatorischen Karersee-Foto, am Rosengarten vorbei nach Falcade und Caprile zum Passo Duran und Passo Staulanza. Ein Abstecher zum Passo Giau muss einfach sein. Jetzt geht es zur Sottoguda-Schlucht. Die Einfahrt ist nicht ausgeschildert, die kleine Strasse schlängelt sich durch die Schlucht, die gerade mal 2,50 m breit aber fast 100 m tief ist. Nun hinauf zum Fedaia an der Marmolada. Nach dieser eindrucksvollen Tour auf dem Weg nach Canazei, wird Stefan’s Kawa so müde, dass sie sich in einer Kurve einfach hinlegt. Nur ein bisschen verbogen, sonst nichts passiert! Im Schleichtempo ging es jetzt wieder über den Karerpass nach  Obereggen. Mit viel Fachwissen gibt jeder seinen Kommentar zum Besten, was denn nun zu unserem eigenartigen  Fahrverhalten vor und nach dem Umfaller geführt hat. 12 Leute und 12 ….!

Der Freitag fängt mit Telefonaten nach Ersatzteilen an. Stefan bleibt im Ort und versucht, die verbogene Achse zu besorgen. Wir überlassen ihn seinem Schicksal und nehmen die Grosse Sellarunde (ist Pflicht!) in Angriff. Zuerst wird der Nigersattel bezwungen, dann geht es an der Seiser Alm vorbei ins Grödnertal, rauf zur Sella, wieder  runter und nochmal hoch, diesmal das Pordoijoch. Weiter geht es zum Falzarego. Hier kommen die ganz Mutigen  zum Zug bzw. zur Seilbahn. Von der Passhöhe auf 2100 m geht nochmal eine Seilbahn bis auf 2850 m. Nun kommt der Valparola-Pass nach Corvara, das Grödnerjoch und das ganze Grödnertal wieder runter bis zur Etsch.  Dann eine meiner Lieblingsstrecken, eine super Kurvenführung und eine wunderbare Aussicht. Blumau nach  Gummer als krönenden Abschluss. Ein paar Kilometer noch und wir sind wieder in Obereggen. Stefan hatte leider Pech und keine Teile auftreiben können.

Nach dem Essen nehmen wir uns das Gästebuch vor. Darin haben einige Urlauber seitenweise langweiligen Kram  hinterlassen, wir wollen etwas Besonderes hinterlassen! Gesagt, aber lange nicht getan! Bis um 00:30Uhr haben  wir daran gesessen, aber dann doch noch drei Seiten hingelegt.

Samstag Die Heimfahrt zum Zug nach München steht auf dem Programm. Alle wünschen Stefan viel Glück, er  will quer durch die Dolomiten nach Österreich, um noch eine Woche Radurlaub zu machen. Wir verabschieden uns  von unseren Wirtsleuten, nicht ohne ein Gruppenfoto mit „Boxengasse“ zu machen. Nach dem Val d‘ Ega fahren wir ein kurzes Stück Autostrada bis Sterzing, dann hoch zum Jaufenpass. Die Sicht ist nicht schlecht, aber  die Temperatur von 3° C lässt uns schnell weiterfahren. Wieder geht es zunächst bergab, um dann den letzten  Berg auf dieser Tour zu bezwingen, das Timmelsjoch. Auf der Südseite Sonnenschein, freie Sicht, alles, was man  sich so als Mopedfahrer wünscht. Vor dem Tunnel dann auf einmal Schneegriesel, schnell in den Tunnel und  durch. Pustekuchen! Auf der Passhöhe ein Schneetreiben, wie es ein Norddeutscher noch nicht mal im Winter zu  sehen bekommt. Sichtweite 5 Meter und Kriechtempo sind angesagt!. Nur je weiter wir ins Ötztal kommen, desto  mehr regnet es. In Huben klart es endlich langsam auf.
Jürgen und Frank verabschieden sich hier, wir anderen fahren übers Leutasch nach Mittenwald und weiter nach  Kochel. Mit Seeblick wird gespeist! Noch 60 Kilometer nach München-Ost und die Deutsche Bahn hat uns wieder.

Ankunft in Hannover am Sonntag um 5 Uhr und wieder flache Autobahn bis Bremen, puh, wie langweilig. In  Langwedel dann großes Abschiednehmen, bis zum nächsten Jahr!