Ein Tourbericht
…und wieder ist eine Alpentour zu Ende.
Die Teilnehmer:
Lars, Tina, Frank, Herms, Günther, Knut, Stefan, Uwe, Claudia, Diethelm, Dietmar, Jürgen, Marlies, Detlef
14. Juni 2002
Aus allen Richtungen kamen sie: Claudia und Uwe waren schon am 10.Juni nach Lienz (A) gefahren. Marlies, Detlef, Herms, Lars, Dietmar, Knut und ich, trafen uns am 14.Juni in Langwedel. Diethelm aus Herne fuhr mit dem Zug ab Düsseldorf, Tina stiess in München-Ost dazu. Jürgen, Frank und Stefan trafen wir dann in Farchant.
15. Juni 2002 – 350km
Da ging’s dann richtig los. Mit einem ausgiebigen Frühstück und dem Ergebnis der Fussball-WM gestärkt, machten wir uns auf den Weg nach Obereggen, unserem 1. Quartier. Durchs Leutasch nach Telfs und weiter übers Kühtai zum Timmelsjoch. Das Wetter war uns gut gesonnen: 25-30°. Bei strahlemden Sonnenschein gings dann bergab Richtung Meran. Weiter nach Bozen durchs Eggental nach Obereggen. Wie immer wurden wir auf herzlichste von der Familie Specker begrüßt. Uwe und Claudia waren auch schon aus Österreich angekommen. Es wurde ein lustiger Abend .
16. Juni 2002 – 310km
Die erste Tour, gleich richtig lang (310km). Um 9:30Uhr fuhren wir los über das Lavaze Joch zum Passo di Rolle. In San Martino di Carstrozza ließen wir uns in einem Straßen-Café nieder. Obwohl es innerhalb von 800m mindestens 4 Zebrastreifen gab, düsten die I-Motorräder innerhalb geschlossener Ortschaft teilweise dreispurig sich gegenseitig überholend mit einer Geschwindigkeit (geschätzt über 100km/h) und Lautstärke Marke Düsenjet, Richtung Rollepass, dass wir uns an einer Rennstrecke wähnten. Danach ging’s nach dem Cappuccino weiter zum Passo Goberra und Passo Brocon. Am P.Brocon angekommen, zeigte uns Diethelm sein lädiertes Moped mit dem Kommentar: „Bin hinter Tina hergefahren und habe ihr auf den Rücken!!!! geschaut, da sprang mir eine Gartenmauer an’s Motorrad.“. Die Kommentare der anderen kann man sich denken.
So, jetzt wollten wir nach Enego, damit Lars endlich seinen Bungee-Sprung machen kann. Aber wie es immer so ist, dieses Jahr gab es auf der Brücke kein Bungeejumping!. Die Enttäuschung hielt allerdings bei diesen herrlichen Strecken nicht lange an. Wir fuhren weiter am Lago Levico vorbei zum Manghenpass. Ein Gewitter holte uns ein, aber Regen bei über 25° ist ja wie eine warme Dusche. Die Auffahrt zum Manghenpass diesmal ohne Kuhsch…., dafür sind die Brücken ganz neu , aber leider aus Holz, glatt wie Eis, stellte Lars bei der vorletzten Brücke fest, nachdem sein Moped und er sich getrennt hatten. Zum Glück nur Materialschaden und das Moped fahrbereit.
Am Abend dann Diskussionen bis um 3:00 Uhr nachts, wie in welcher Schräglage, mit welcher Geschwindigkeit und in welchem Winkel so eine Holzbrücke zu nehmen ist. Auch die Gartenmauer war ein Thema in Bezug auf Blickführung und wie man einer Gartenmauer verbieten könnte, auf die Straße zu springen. Alles hoch interessant. Nachts wurde von Jürgen noch ein Waldschrat geweckt, als er Schlüsselschmeissend versuchte sich als Nachtwandler hervor zu tun.
17. Juni 2002 – 200km
Herms bekam die ganze Diskussion nicht mit und sah am nächsten Morgen schwarze Punkte. Er legte daraufhin einen Wandertag ein. Lars fuhr nach Bozen zum Hondahändler damit sein Moped wieder blinken und spiegeln konnte. Wir anderen rafften uns auf zu einer Kurzrunde (200km): die Sellarunde. Durch das Eggental gings zum Karersee und weiter über den Karerpass nach Canazei. Auffahrt zur Sella, diverse Kämpfe mit den Rentnerbussen und dann die Aussicht: im Süden die Marmolada, im Norden bis zu den Sarntaler Alpen. Die nächste Station das Grödner Joch, runter nach Corvara, ein Teil durchs Gadertal und dann wieder hoch zum Valparola. Dort, Jürgen in Hektik, nur ja nicht den zweiten Platz aufgeben, vergaß seinen Rucksack. Das Hupkonzert der anderen ignorierend, (die wollen mich nur austricksen), spurtete er los. Nachdem wir am Falzarego hielten und alle wieder zusammen waren, bemerkte Jürgen seinen fehlenden Rucki. Knut war der Held, er hatte ihn mitgebracht. Jetzt den Falzarego runter und zur Sottogudaschlucht. Mit Lars hatten wir uns in der Schlucht verabredet und siehe da: er stand am Eingang der Ortschaft mit Einheimischen im Gespräch, ich glaube, er hat sich dort vorgestellt. Nachdem wir diverse Schuh-Dichtigkeitsprüfungen im Bach durchgeführt hatten, fuhren wir zum Marmoladagletscher (mittlerweile im Miniformat) über Passo Fedaia nach Canazei, damit Stefan seine tägliche Eisration bekommt. Danach noch den Karerpass und wir waren wieder in unserer Pension. Heute war der große Grillabend. Alle stöhnten anschliessend über die Mengen. Danach wieder Diskussion über Streckenführung, Rollsplit, Schluchtenfahren, Grappa und Latschenkieferschnaps.
18. Juni 2002 – 300km
Heute wechselten wir das Quartier und es ging in die Schweiz. Runter ins Eggental nach Bozen auf die SuperStrada nach Meran. Jetzt Landstrasse Richtung Stilfserjoch – ein Autoverkehr! Hier will man nur noch die Strecke hinter sich bringen. Unterwegs schon zwei Hinweisschilder :StilfserJoch chiuso!. Am Abzweig beim Cappuccino wissen wir es ganz genau, wegen Bauarbeiten ist die Strasse nur am Wochenende befahrbar. Also über Nebenstrecken in die Schweiz. Durch Sta.Maria am Umbrail über den Ofenpass nach Zernez. Weiter durch die wildkarge Landschaft am Albulapass nach Thusis und Bonaduz. Abzweig nach Versam, diese kleine Strasse bietet einen fantastischen Ausblick auf den Vorderrhein.In Versam stärkten wir uns bei immer noch über 32° mit einem Eis und kühlen Getränken. Ein bischen abgekühlt geht’s danach weiter nach Ilanz und noch als Schmankerl über die Höhenstrasse nach Obersaxen in ca. 1500m Höhe über dem Rhein. Jetzt nochmals runter ins Tal und auf der anderen Seite wieder auf rd. 1300m nach Breil zum Hotel Alpina. Etwas Ärger kam auf, fast alle wussten ja wo sie hin mussten, nur drei machten eine Ortsbesichtigung, fanden aber nach 15 Minuten doch noch unser Quartier. Die Hitze!!!!
Reto Schmed spurtete sofort in den Hof, als er uns hörte. Zimmer beziehen war angesagt und anschließend Nahrungsaufnahme. Abends auf der Terasse bei einem kühlen Bier war der Stress des Tages wie weggeblasen.
19. Juni 2002 – 230km
Heute standen 5 Pässe auf dem Programm. Kurze Absprache und los gings. Der erste Stop war auf dem Oberalppass. Jetzt nach Andermatt runter und weiter nach Wassen. Dort angekommen, zählte ich mal wieder die Anzahl unserer Häupter und siehe da, einer fehlt, Dietmar! Also SMS’e geschickt und weiter fahren zum Sustenpaß und dort auf Dietmar warten. Er kam auch 20 Minuten später. Die nächste Absprache: wir tanken in Innertkirchen, bevor wir den Grimselpaß hoch fahren. In Innertkirchen an der Tankstelle kamen dann auch 8 Leute an. Danach gut 30 Minuten der Rest immer noch nicht da war, beschlossen wir, daß Herms und Jürgen nochmals ein Stück Richtung Sustenpaß fahren und die anderen zum Grimselhospitz. Und siehe da, Knut, der mit dem kleinsten und vor allen Dingen sehr leerem Spritfaß und die anderen fehlenden saßen da beim Cappuccino. Kurzer Disput und alles war wieder gerichtet. Herms und Jürgen düsten natürlich aus lautem Vergnügen nochmals den Sustenpaß rauf und runter und kamen später grinsend zum Töff-Treff. Nachdem die Beiden auch noch ihren Cappuccino gekippt hatten, konnten wir endlich weiterfahren. Nun zum Nufenenpass und weiter nach Airolo in die Eisdiele. Ein ziviler Wachdienst ordnete erstmal unsere Mopeds. „Das Denkmal darf nicht beparkt werden“!!!! Also Mopeds wegschieben in’s Halteverbot, das durften wir!?. Nun ja, andere Länder, andere Sitten. Auf zur alten St.Gotthardstrasse: der Tremola. Sehr schöner Blick ins Tal auf die Gotthard-Bundesstrasse, dann kamen die geschätzten 20 Kehren der Tremola mit Kopfsteinpflaster. Merkwürdig, das dieses Kopfsteinpflaster lange nicht so rutschig ist, wie jenes, was wir so aus Deutschland kennen. Geschafft und nun noch nach Andermatt, über den Oberalppass und wieder hoch nach Breil. Das Abendessen wartete. Heute gab es die Spezialität des Hauses: „Alpina-Hit Straußenfilet auf dem heißen Speckstein“ wow. Der Abend war mal wieder gerettet.
20. Juni 2002 – 230km
Ein neuer Tag, eine neue Tour und wieder gings über den Oberalppass nach Andermatt. Diesmal Richtung Rhonegletscher über den Furkapass. Am Hotel Belvedere wurde ausgiebig Rast gemacht. Eine Besichtigung des Rhonegletschers von aussen und innen! stand an. Nochmals über den Nufenen nach Airolo, diesmal aber weiter nach Biasca. Ab hier wollte Dietmar’s “ BritischeMotorenWerke“ nicht mehr, ein ganz wichtiger Stromkreis streikte. Anrufe in Bremen bei seiner Werkstatt brachten ‚zig verschiedene Diagnosen. Da sie aber, mit vereinten Kräften angeschoben, ihre Kolben in Bewegung setzte, fuhr Dietmar zwar ohne Licht, Blinker und ABS beschützt von 13 Motorradfahrern weiter mit über den Lukmanierpass nach Breil. Noch eine kleine Ehrenrunde? Fünfe ja, die anderen wollten nur noch Duschen. Also wir hoch nach Obersaxen, weiter nach Ilanz und dann grobe Richtung Breil. Es gab da so eine Abkürzung, also da lang. Sehr schöne Strecke bis auf die letzten 5-8km. PKW-breit, Schotter, Kehren im Schotter, rechts steil bergauf, links steil bergab. Für Strassenmaschinen so richtig das ideale Terrain. Ich hatte glücklicherweise vergessen? wie dieser Einheimischenschleichweg aussah. Trotzdem sind alle total geschafft und heil am Hotel angekommen. Dietmar hatte in der Zwischenzeit seine BMW total zerlegt und ein Freudengeheul angestimmt als er den losen Stecker am Anlasser gefunden hatte. Mittlerweile hatten wir Knut’s Hinterrad entdeckt, Profil, wo wir hinschauten, Fehlanzeige. Einen ganzen Millimeter hat die Viagra 1100 heute runtergerubbelt. Also am Freitag muss ein neuer Pneu her. Das Stimmengewirr beim Abendessen war enorm aufgrund der Erlebnisse.
21. Juni 2002 – 320km
Heute wird es lange und anstrengend. Nach einigen Telefonaten fuhr Knut schon mal nach Tavanasa zum Töffhändler, der vielleicht einen Reifen vorrätig hat. Natürlich war die Größe nicht dabei und Knut wurde ab Ilanz verabschiedet zur Reifensuche.
Ins Rheintal durch Ilanz nach Versam, Thusis, Tiefencastel zum Julierpass. Auf einer Nebenstrecke bis Savognin und wieder auf die Passtrasse nach Silvaplana. Weiter zum Malojapass nach Italien. Dort tanken und den aktuellen WM-Stand abfragend weiter zum Splüggenpass. Auf der Nordseite sah es bedrohlich nach Gewitter aus. Also weiter. Der schweizer Grenzbeamte kontrollierte keine Pässe, fragte aber nach Vignette, Woher und Wohin wir nach wollten. Sichtlich kannte er den Ort Breil nicht, gab uns aber den aktuellen Spielstand Deutschland : USA . Im Ort Splüggen kamen dann die ersten Regentropfen, Regenkombi an oder nicht. Für die nächsten 8km lohnte sich das nicht. Erst mal einen Cappuccino und ein Stück Kuchen und dann wie jedes Jahr besuchte ich mit den Tour-Neulingen die Roflaschlucht. Da muss man zu Fuss rein und am Schluchtende geht man unter dem Wasserfall des Hinterrhein durch. Ist schon toll.
Jetzt fahren wir wieder: nach Juf, zur höchsten bewohnten Ortschaft Europa’s. Leider kamen wir nicht ganz dahin, ein Gewitter holte uns ein. Regensachen an und wieder zurück zur Roflaschlucht. Hier konnten wir dann den Regenkombi wegpacken und fuhren durch Via Mala nach Thusis und weiter nach Tiefencastel. Hier vereinigen sich Vorder- und Hinterrhein und bleiben zusammen.
Wir benutzten jetzt die Bundesstrasse nach Ilanz um ohne Umwege nach Breil zu fahren. Heute gab es dieses Menu. …und wie jeden Abend Diskussionen ohne Ende. In Breil war auch noch das Bündner Musikfest mit GranPrix-Siegerin …….. (kannten wir natürlich nicht), gehen wir da noch hin oder nicht? Oder nicht! Auch so klang der letzte Abend gut aus.
22. Juni 2002 – 280km
Nach Lörrach. Nochmals in dieser Hitze Pässe fahren. Erst verabschiedeten wir uns von Diethelm und Stefan. Beide hatten noch Urlaub und wollten sich mit Bekannten treffen. Wir fuhren los, über Oberalppass, Sustenpass zum Brünigpass. Alle schon ein bischen genervt aufgrund des starken Verkehrs weiter über den Glaubenbüelenpass nach Schlüpfheim. Endlich eine vernünftige Eisdiele und vor allem Schatten. Nun wurde die Gegend wieder etwas flacher. Über Wollhusen, Sursee nach Aarau. Hier mussten wir die Stadt weiträumig umfahren, da gerade die Türkei gewonnen hatte und die gesamten Strassen der Stadt blockierten. Jetzt nur noch kleine und fahrzeuglose Nebenstrassen bis Rheinfelden, Grenze und zum „Gasthof Engel“ in Lörrach. Man muss ja vor Bahnfahrten etwas zu sich nehmen. Allerdings war die Portionen zu groß (wir hatten die Mopeds ja nicht getragen!). Jürgen und Frank verabschiedeten sich kurz vor Rheinfelden, Frank nach Saarbrücken, Jürgen düste über die Autobahn nach Bremen. In Lörrach trennten wir uns auch von Tina, die noch 60km nach Tuttlingen wollten. Aber wenn man/frau Lörrach mit Löffingen verwechselt, werden ganz schnell 130km! Am Bahnhofs-Kiosk noch ein paar Nachtgetränke gekauft und los ging die wilde Fahrt.
23. Juni 2002
Morgens um 5:30Uhr Ankunft in Hildesheim, Motorräder losschneiden und nach Schwarmstedt zum Autohof. Es muss ja ein Fernfahrer-Frühstück sein!. Noch gemeinsam ein Stück Autobahn bis Langwedel, verabschieden und nach Hause.
…und jetzt sind es wieder 355 Tage bis zur nächsten Tour……